Eine Reise in die Welt der Bilder
Das FrauenBild feiert in diesem Jahr seinen neuten Geburtstag. Seit neun Jahren kommen wir im Frauenkreis zusammen um uns selbst mit Farbe und Pinsel zu erfahren. Wir suchen und finden künstlerische Übersetzungen für die Themen, die uns bewegen, während wir uns im selben Moment in einer herausfordernden Situation erleben.
Angefangen hat alles einmal im Jahr 2015 mit unserem persönlichen KraftTier, einem Tierportrait. Dann - beseelt von der besonderen Erfahrung in der Gruppe gemeinsam in die Welt der Bilder zu reisen - wagten wir uns an unsere PflanzenVerbündeten, ein Pflanzenportrait derjenigen Heil- und Lehrerpflanzen, die unser Leben schon lange begleiten und bereichern. Es folgten ein wahrhaft spektakuläres Selbstportrait, das SelbstBild, der SeelenOrt als Landschaftsmalerei und ein ausgelassenes ungegenständliches FarbenSpiel, bevor wir uns drei Jahre lang mit vielfältigen Materialien und selbstgekochten Pflanzentinten auf Papier austobten: wir gaben uns der WortMalerei mit Schrift und selbstgeschriebenem Text als künstlerisches Mittel und dem LebensZeichnen mit persönlichen Lebensthemen als Motiv hin, um schließlich zu BuchMacherinnen eines eigenen Künstlerbuches zu werden.
"Der Bilderreichtum im Inneren unseres Bewusstseins, ist ähnlich komplex wie der, den wir in der äußeren Wirklichkeit wahrnehmen." Volker Altrichter
Stets professionell und engagiert begleitet wurden wir von Maler und Bildhauer Volker Altrichter, der uns ein ums andere Mal im Atelier des arte fact Bonn herzlich willkommen hieß, interessante Vorträge zum jeweiligen Thema präsentierte und ohne den ein so intensives Eintauchen in den künstlerischen Prozess gar nicht möglich wäre.
So auch in diesem Jahr, als wir frohgemut zu Leinwand und Acrylfarben zurück eilten um die "Rückkehr des Lichtes" individuell zu interpretieren. Was für ein Fest!
Bilder sind Brücken
Alle Erfahrungen unseres Lebens sind in unserer inneren "Datenbank" gespeichert - in Bildern. Bilder sind Brücken zu einer bestehenden oder einer gemachten Erfahrung, die so in unserem Unterbewusstsein verankert werden kann. Alles was wir aufnehmen - auch schon im Mutterleib - wird zu einem Bild in uns.
Erinnerungen werden auf unserer inneren Festplatte ausschließlich als sinnliche Erfahrung abgespeichert: visuell, gustatorisch, olfaktorisch, auditiv und sensorisch, aber die eigentliche Erinnerung ist ein Bild. Unser System ist nicht dazu in der Lage, Texte in seiner Datenbank abzulegen. Interessant ist dabei sicher auch, dass diese Bilder nur bei sehend geborenen Menschen existieren. Blind geborene Menschen speichern ihre Erinnerungen in den übrigen vier Sinnesformen ab.
Früher glaubte man, dass unsere Erinnerungen ausschließlich in bestimmten Arealen des zentralen Nervensystems aufgezeichnet werden, also in unserem Gehirn. Jüngste Forschungen deuten aber darauf hin, dass sich diese Datenbank vielmehr in unseren Zellen befindet, dass wir also ein Ganzkörper-Zellgedächtnis haben.
Man nimmt an, dass ungefähr 90 Prozent unserer Aufzeichnungen unbewusst sind, wir uns also nicht bewusst an sie erinnern können. Das liegt unter anderem daran, dass wir bis etwa zu unserem sechsten Lebensjahr im so genannten „Delta-Tetra-Wellen-Hirnstadium“ leben, was bedeutet, dass unsere Erfahrungen und unser Erleben direkt und ohne rationale bewusste Beurteilung in unserem Gedächtnis gespeichert werden.
Es ist uns selten bewusst, welche Bilder oder Symbole wir mit welchen Erkenntnissen verknüpft haben, sie nehmen jedoch beständig Einfluss darauf, wie wir uns in unserem Leben fühlen und verhalten.
"Gwendolyn, meine Gefährtin zu Freude und Licht" White Swan Woman
Inhalt der Reihe FrauenBild sind einerseits wesentliche Themen des (Frauen)Lebens, als auch die Suche nach einer Übersetzung für die künstlerische Arbeit damit. Durch die therapeutische Begleitung wird das Augenmerk nicht nur auf den kreativen Prozess, sondern insbesondere auch auf die auftauchenden Widerstände, Ängste und emotionalen Verstrickungen gelenkt.
Der Wunsch, Unangenehmes nicht fühlen zu wollen, lässt uns eng werden. Ob nun bewusst oder unbewusst – wir sind alle verletzt und haben in unserem Leben so manchen Moment der Überforderung erlebt. Wir wurden ausgelacht, abgewertet und in unserer Bedürftigkeit nicht wahrgenommen. Wir haben dann abgespeichert, dass das nicht gut ist und versuchen nun zukünftig, derartige Situationen zu vermeiden. Bewusst oder unbewusst schützen wir uns vor dem erneuten Erleben von Schmerz und Überforderung, indem wir ausweichen, wenn es sich (scheinbar) erneut bedrohlich anfühlt. Ein solches Vermeidungsverhalten schränkt uns ein und macht das Leben auch kompliziert.
Das Leben ist voll solcher Situationen. Es ist voller Bilder, voller Symbole – besonders geschlossener Symbole – die, wenn wir offen bleiben für ihre Bedeutungen, ein Weg zur Heilung sein können.
Es ist sicherlich nachvollziehbar, dass eine Atelier-Situation mit all dem "Sich-Zeigen" so manches begrenzende Selbstkonzept auf den Plan ruft - als da sind: unsichere kindliche Anteile, unerbittliche innere Antreiber, tief verankerte Leistungs- und Versagensmodelle, Vermeindungsstrategien und der gleichen mehr. Mit anderen Worten: wir malen nicht nur künstlerisch wertvolle Bilder, sondern wühlen uns gleichzeitig durch den Bodensatz unserer Selbstkonzepte, von denen wir oft gar nicht mehr wussten, dass wir sie überhaupt haben.
"Imbolc - die Rückkehr der Selbstbestimmung" Silver Eagle Woman
Die Pforten des Jahres
Grundlage für das FrauenBild war in diesem Jahr der Zyklus "FrauenFeste". Diesem liegt der Jahreskreis zu Grunde, wie er in vielen Kulturen auch heute noch rituell und zeremoniell begangen wird. Das Fest Imbolc oder auch Imbolg, feiert die Rückkehr des Lichtes nach der dunklen Zeit des Winters.
Es ist zwar mancherorts noch frostig und winterlich, jedoch endet hier die Herrschaft des Winterkönigs. Gott und Göttin verwandeln sich und steigen wieder an die Erdoberfläche. Sie, als jungfräuliche weiße Birkengöttin, reitet auf ihm – dem goldenen Sonnenhirsch - über die Erde und erweckt mit ihrem Gesang die Säfte in den Bäumen sowie die schlafenden Samen in der Erde. Sie sorgt dafür, dass die Gewässer wieder fließen und auch die Lebensgeister der Menschen wieder erwachen.
Es ist der Beginn der "Hellen Zeit" und die Tage werden nun spürbar länger.
Der Jahreskreis ist in diesem Zusammenhang als eine spirituelle Reise zu verstehen, denn er ist voller Mythen und Metaphern für das Leben.
"Wie wundervoll das Leben doch sein kann..." Dragonfly
Auch unser Leben ist oftmals gekennzeichnet von Situationen oder Phasen, die wir als hart, schwierig und mühsam empfinden. Wir mögen innerlich erstarrt sein, ob dieser Härte, wie ein Gewässer im Winter. Wir mögen die Abwesenheit von Licht, Wärme und dem Feuer der Motivation beklagen, weil wir grade keine Lösung haben und bis zum Hals in die Umstände verstrickt sind.
„Ohne den unbewussten Teil der Psyche zu beeinflussen, können im Leben eines Menschen keine Veränderungen stattfinden, egal wie sehr er sich auf der bewussten Ebene eine Veränderung oder Entwicklung wünschen mag“, sagt Pyllis Krystal, die Königin der Imaginationstherapie.
An Imbolc stehen die Themen Reinigung, Erneuerung und Ausrichtung bzw. Fokussierung im Vordergrund. Wie kann ich, wie kann jede von uns diese Kraft des Neubeginns für sich nutzen? Und was bedeutet die Rückkehr des Lichtes für jede von uns ganz persönlich? Das wollten wir gemeinsam erfahren.
"Amsel
verlässliche Freundin
Verbündete, du ermutigst
in Gestalt brennender Lebensfreude
Hoffnung"
Flaring Firewoman
Die Rückkehr des Lichtes
Im Frauenkreis haben wir im Februar schon herausgefunden, dass die Rückkehr des Lichtes für jede von uns eine sehr persönliche Bedeutung hat. Für die eine bedeutet es, sich endlich mit all ihren Qualitäten im Außen zeigen zu dürfen. Für die nächste kehrte das Licht in Form eines neuen Heims zurück, wo Frieden und Erleichterung wohnen. Eine dritte Frau heißt das Licht einer neuen Liebe in ihrem Leben willkommen. Eine vierte hofft noch auf das Licht für ihre besondere Tochter, die versucht ihren Platz in dieser Welt zu finden.
"Frühlingszarte Lichtmagie
Eingefangen im Eis
schlagen Erinnerungen Wurzeln
streben zum Licht
erzählen der Welt von
Neuanfang und Leben"
Keeper of the Magic Mirror
Es geht dabei auch um die innere Ausrichtung, den pesönlichen Blickwinkel und die eigene Haltung zu dem möglicherweise belastenden Thema. Wo stehe ich mir selbst im Licht? Auch geht es darum, sich seiner selbst und der Situation bewusst zu werden, eventuell vorhandene Schleier zu lüften und einen klaren, unverstellten Blick auf die Realität zu riskieren. Eine Reise in die Tiefen unserer unbewussten Bilderwelten ermöglicht es uns, aus einer neuen Perspektive die darin enthaltenen Wahrheiten zu erforschen.
Das bedeutet in diesem Zusammenhang unter anderem, dass wir uns darauf einlassen, die Illusion unseres aufgeregten Geistes zu durchdringen und auf diese Weise einen Heilungsprozess einzuleiten. Es bedeutet aber auch, einen anderen Geisteszustand anzustreben und unsere Wahrnehmung und damit unser Leben wieder offen werden zu lassen, wie der weite Himmel. Alles darf sein, alles kann erfahren werden, manches ist angenehm, manches ist unangenehm. Der Focus wird auf endlos gestellt und ermöglicht überhaupt wieder eine umfassende Wahrnehmung der Welt, in der wir leben.
Grundlage für die Arbeit mit Inneren Bildern ist die Annahme, dass "falsche", destruktive, traumatisierende und belastende innere Bilder verändert werden können und somit auch unsere innere Datenbank ein heilsam veränderndes Update erfahren kann. Dafür ist es aber unabdingbar, überhaupt erst einmal hinzuschauen und sich auf die Erfahrung destruktiver, traumatisierender und belastender Ereignisse einzulassen.
Wer konsequent vermeidet und wegschaut, wird nicht in einen heilsamen Prozess kommen. Wer offen bleibt für die Mysterien des menschlichen Geistes, der wird immer feiner, immer sensibler in der Selbstwahrnehmung und kann sich dann mit den geeigneten Werkzeugen heilsam unterstützen.
Wer auf die Rückkehr des Lichtes in sein Leben wartet, der muss bereit sein, es willkommen zu heissen!
"Wenn die Liebe das Herz öffnet, kehrt das Licht zurück" White Feather
Nach dem Februar Workshop hatten die Teilnehmerinnen die Aufgabe, auf Motivsuche zu gehen. Wie übersetze ich denn nun die Rückkehr des Lichtes? Gehe ich hinaus in die Natur und lasse mich dort inspirieren? Oder wohnt das Licht in Gestalt einer geliebten Hündin schon längst unter meinem Dach? Kein einfaches Unterfangen und wie schon gesagt, alles eine Frage des Blickwinkels.
Die individuellen Übersetzungen und "Lichtbringer" sind hier mit den persönlichen Kommentaren der Künstlerinnen versehen - möge der geneigte Betrachter einen ebenso individuellen und vielleicht auch inspirierenden Zugang dazu finden.
"Mond
du Lichtbringer
vertreibst die Schatten
mutig schreite ich voran
endlich!!!"
Mondwasserfrau
Und das ist erst der Anfang
Das Jahresrad hat acht Speichen - Grund und Gelegenheit genug, sich erneut auf eine Reise in innere Bildwelten zu begeben.
In den Workshops "FrauenFeste" folgen wir den Rhythmen der Erdmutter und feiern die Übergänge mit kraftvollen Ritualen und Gesängen und jeder Menge weiblicher Spiritualiät. Gleichzeitig ist jeder Workshop auch die Vorbereitung bzw. Einführung und Themengrundlage für das im selben Jahr stattfindende FrauenBild.
Am 06. und 07. Juni 2024 werden wir uns mit der künstlerischen Übersetzung der Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche, welche als Ostara-Fest überliefert ist, beschäftigen. Das Thema dieses Festes ist nicht nur das endgültige Ende des Winters sondern auch die perfekte Balance zwischen Hell und Dunkel.
"Im tiefen Rückzug reflektieren, sich Ängsten stellen, um mit neuen Erfahrungen zu wachsen, sich verwandeln und NeuErschaffen." Magic Wand Keeper
Die Bilder und Gedichte zeige ich in diesem Beitrag mit freundlicher Genehmigung der Künstlerinnen - ihnen sind alle Rechte vorbehalten und die Verwendung und Verbreitung dieser Fotos durch Dritte ist nicht erlaubt. Aus Gründen des Daten- und Persönlichkeitsschutzes, werden die bürgerlichen Namen nicht genannt.
→ Workshop FrauenBild 2024 (bald online)
→ Informationen über den Zyklus FrauenFeste
→ Blog-Beitrag Imbolc - Die Rückkehr des Lichtes
→ Seminartermine 2024 (bald online)