Wenn es nur eine einzige Wahrheit gäbe, könnte man nicht hundert Bilder über dasselbe Thema malen. (Pablo Picasso)

FrauenBild

Die innere Formenwelt

Bereits die Steinzeitmenschen fertigten vor mehr als 30.000 Jahren Höhlenmalereien an, in denen sie ihre Beobachtungen der Umwelt darstellten. Es muss wohl ein natürlicher Impuls sein, der uns dazu veranlasst, Erlebnisse, Wahrnehmungen und Emotionen einfach abzubilden - greifbar zu machen. Kindern ist eine wunderbare Experimentierfreude gegeben: mit Begeisterung und vollem Körpereinsatz überlassen sie sich dem Spiel mit der Farbe. Das selbstvergessene Malen von inneren und äußeren Bildern scheint ihnen bis zu einem gewissen Alter sogar ein Grundbedürfnis zu sein.

Heute wissen wir: alle Erfahrungen unseres Lebens sind in unseren Zellen gespeichert – in Bildern! Bilder sind Brücken zu einer bestehenden oder einer gemachten Erfahrung, die so in unserem Unterbewusstsein verankert werden kann. Alles was wir aufnehmen – auch schon im Mutterleib – wird zu einem Bild in uns. Es ist uns selten bewusst, welche Bilder oder Symbole wir mit welchen Erkenntnissen verknüpft haben, sie nehmen jedoch beständig Einfluss darauf, wie wir uns in unserem Leben fühlen und verhalten. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts erste Formen kunsttherapeutischer Verfahren entwickelten. FrauenBild ist jedoch keine Kunsttherapie!

Künstlerische Selbsterfahrung

Vor einigen Jahren erfüllte ich mir einen Lebenstraum: ich absolvierte ein fünfjähriges Intensivstudium der Malerei, Zeichnung und Grafik an der Freien Kunstakademie in Bonn. Ich erinnere mich noch sehr gut an meine ersten Jahre im Atelier - sie wurden nur zum Teil bestimmt von meiner Auseinandersetzung mit den Bildern und dem künstlerischen Prozess dahinter. Zu einem sehr viel größeren Teil nämlich, wurden sie bestimmt durch meine Auseinandersetzung mit mir selbst! Die Jahre im Therapeutenberuf hatten in mir ein Gefühl der Souveränität und Sicherheit entstehen lassen - nun jedoch betrat ich unbekanntes Terrain und musste mich plötzlich mit unsicheren kindlichen Anteilen, unerbittlichen inneren Antreibern, tief verankerten Leistungs- und Versagensmodellen und Vermeindungsstrategien herumschlagen. Mit anderen Worten: ich wühlte mich durch den Bodensatz meiner Selbstkonzepte, von denen ich gar nicht mehr wusste, dass ich sie überhaupt hatte  - ein wahrhaftiger und so nicht erwarteter Entwicklungsprozess, der mich Jahre später auf eine Idee brachte: die Seminarreihe FrauenBild als Möglichkeit zur Selbsterfahrung!

Hierbei war es mir wichtig, nicht einfach einen "Malkurs" anzubieten und die unerfahrenen Teilnehmerinnen dabei an ihre Grenzen stoßen zu lassen. Inhalt der Reihe sollten einerseits wesentliche Themen des (Frauen)Lebens, als auch die Suche nach einer Übersetzung für die künstlerische Arbeit damit sein. Durch die therapeutische Begleitung wird das Augenmerk nicht nur auf den kreativen Prozess, sondern insbesondere auch auf die auftauchenden Widerstände, Ängste und emotionalen Verstrickungen gelenkt. Dies macht eine Erfahrung und Veränderung von begrenzenden Selbstkonzepten auf einer tieferen Ebene möglich.

Aufbau der Workshops

Das FrauenBild gliedert sich in einen psychologisch/sprirituellen und einen kreativ/künstlerischen Teil. 

Die Themen sind vielfältig. Bisher haben wir uns mit persönlichen Krafttieren, Pflanzenverbündeten, subjektiven Selbstbildnissen, Sehnsuchtsorten, der Magie der Farben und den herausragenden Aspekten unserer Biografien beschäftigt. Als nächstes werden wir die Wirkung von Worten und der Macht der Sprache erforschen. Zur Arbeit mit dem Thema gibt es einen Vorbereitungsworkshop. Es werden Informationen gesammelt, Zusammenhänge reflektiert und Erfahrungen in Übungen, Gruppen- und Einzelarbeiten gesucht. Die Ergebnisse dieses Vorbereitungsworkshops werden dann in der künstlerischen Umsetzung verarbeitet. Dies erfolgt an einem Wochenende im Atelier der Freien Kunstakademie Bonn und wird professionell begleitet von Künstler und Bildhauer Volker Altrichter. Das Medium sind entweder Leinwände und Acrylfarben oder auch Tuschen, Tinten, Aquarell- und Naturfarben, Zeichenstifte, Kreiden oder Drucktechniken auf unterschiedlichen Papieren.

Das Ergebnis - ein oder mehrere Bilder - bietet auch über den Workshop hinaus die Möglichkeit, uns an die gewonnenen Erkenntnisse zu erinnern und weiter daran zu wachsen. Es verändert unseren Blickwinkel, lässt Unsichtbares sichtbar werden. Birgt so manche Überraschung. Eine Reise in die Tiefen unserer unbewussten Bilderwelten ermöglicht es uns, aus einer neuen Perspektive die darin enthaltenen Wahrheiten zu erforschen.