"Die Seele liebt die Einheit. Was wir trennen, fügt die Seele zusammen. Je weiter sich unsere Erfahrung ausdehnt und vertieft, desto reichhaltiger und mannigfaltiger wird unsere Erinnerung. Unsere Seele ist die Priesterin der Erinnerung: Sie wählt aus, sichtet und holt letztendlich unsere flüchtigen Tage in die Gegenwärtigkeit. Diese Liturgie des Erinnerns, buchstäblich Er-Innerns, vollzieht sich unaufhörlich in uns." (John O´Donohue, Anam Cara)

Nervensystem

Das Nervensystem

Höchste Instanz des Systems Mensch ist – wenn man einmal von der spirituellen Essenz oder auch Seele absieht – das Nervensystem.

Dieses Organ ist so komplex wie faszinierend. Das Nervensystem steuert und kontrolliert sämtliche Vorgänge im menschlichen Körper. Es geht in Resonanz, bewertet, entscheidet, leitet weiter oder sortiert aus. Es ist Sitz von Lernfähigkeit, Sprache, Konzentration, Intelligenz, Emotion und Verständnis.

Das Nervensystem besteht aus verschiedenen Teilen mit jeweils unterschiedlichen Aufgabenbereichen.

Unser zentrales Nervensystem (ZNS) wird vom Gehirn und vom Rückenmark gebildet – geschützt wird es durch den knöchernen Schädel und die Wirbelsäule. Es wird von den Gehirn- und Rückenmarkshäuten umschlossen und vom Liquor – nach A.T. Still das höchste Element im menschlichen Körper -  umströmt.

Nervenbahnen leiten die Impulse des ZNS weiter in die Körperperipherie und bringen von dort die Informationen der Sinnesorgane zurück zum ZNS. Deshalb nennt man das den ganzen Körper vernetzende Nervengeflecht auch peripheres – also äußeres -  Nervensystem (PNS). Diese peripheren Nervenbahnen haben sowohl motorische Anteile für Bewegung, als auch sensorische Anteile für Gefühl und Wahrnehmung.

Zu guter letzt ist das vegetative Nervensystem (VNS) – auch autonomes Nervensystem genannt – die Kontrollinstanz für das Überleben und damit für Regulation und Aufrechterhaltung sämtlicher Organ- und Körperfunktionen zuständig.

Es besteht (nach Steven Porges) aus drei Anteilen: dem Parasympathikus, dessen Überlebensstrategie die Starre und das Totstellen ist, dem Sympathikus, der auf Kampf oder Flucht setzt und dem sozialen Nervensystem, das über Kommunikation und Selbstberuhigung arbeitet. Die Funktion dieser drei Systeme ist überlappend und wird bei Stress den jeweiligen Gegebenheiten angepasst: Wenn Reden nicht funktioniert, an Flucht nicht zu denken ist und ich zu schwach zum Kämpfen bin, dann stelle ich mich eben tot.

Im PNS gilt das Prinzip der Interaktion, der gegenseitig abwechselnden Hemmung und Modifizierung. In einem gesunden System arbeiten alle drei Anteile einwandfrei zusammen.

Funktioniert die zentrale Steuerung, so arbeitet auch der Körper bis hin zur kleinsten Zelle optimal. Kommt es aufgrund innerer oder äußerer Einflüsse zu Fehlfunktionen in der Zentrale, dann sind die Auswirkungen auf den ersten Blick oft nur in den untergeordneten Systemen sichtbar.

Deshalb ist die genaue Betrachtung der individuellen Entstehungsgeschichte unter Berücksichtigung aller Zusammenhänge und Schnittstellen unerlässlich für eine sichere Diagnose und eine erfolgreiche Therapie.